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Wilde Füchse besuchen das Dorf

Anwohner in Wollmerschied beschweren sich über ungebetene Gäste

Von Felix Hooß

Mama mit Nachwuchs: In dem Lorcher Ortsteil Wollmerschied scheinen sich die Füchse pudelwohl zu fühlen.
 
WOLLMERSCHIED

Die Wollmerschieder bekommen immer häufiger Besuch von wilden Füchsen. Die Beschwerden der Bürger mehren sich, besonders Eltern sind - Stichwort Tollwut -  skeptisch. Der Fuchs ist deshalb auch Thema der kommenden Ortsbeiratssitzung. 

Der Fuchs ist los. Bereits seit zwei Jahren zieht es die Tiere mit dem roten Pelz immer wieder in den Lorcher Ortsteil Wollmerschied. Zuletzt beschwerten sich Bürgerinnen und Bürger verstärkt über die ungebetenen Besucher im Dorf.

Kinder und Enkel

Mit einem "gleichzeitig angenehmen und unangenehmen Problem" sieht sich Ortsvorsteher Bruno Missler konfrontiert, der das Thema für Dienstag (20 Uhr) auch auf die Tagesordnung der öffentlichen Ortsbeiratssitzung gesetzt hat. Zunächst sei nur eines der Säugetiere gesichtet worden, mittlerweile spricht Missler von "dessen Kindern und Enkeln", die es sich allem Anschein nach in der Scheune eines unbewohnten Hauses gemütlich gemacht haben. "Die Füchse fühlen sich wohl bei uns", sagt Missler fast geschmeichelt von den Gästen aus der Natur. Teils völlig ohne Scheu bewegten sich die Tiere durch das Dorf. "Sie begleiten schon mal morgens den Zeitungsausträger oder durchwühlen die Gelben Säcke und verteilen den Inhalt auf der Straße." "Die Dinge, die Leute in einer Wohlstandsgesellschaft wegwerfen, sind für Füchse immer interessant", erklärt Holger Botzen, Leiter des Fachdienstes für Verbraucherschutz und Veterinärwesen des Rheingau-Taunus-Kreises. Zudem hätten die weiblichen Füchse, die Fähen, zurzeit Junge, weshalb die Tiere auch in Menschennähe verstärkt auf Nahrungssuche gingen.

Keine Tollwutgefahr

Besonders Eltern, so berichtet Ortsvorsteher Missler, seien besorgt wegen einer eventuellen Tollwutgefahr durch die Füchse. Laut Botzen sind jedoch "seit 1992 keine tollwütigen Tiere im Kreis gefunden worden". Zwar gehöre das Gebiet zu einem "gefährdeten Bezirk", dies aber nur, da es im 40-Kilometer-Radius eines Fundes im Kreis Mainz-Bingen liege.

Für gefährlicher hält Botzen den so genannten Fuchsbandwurm, der im Kot der Füchse enthalten und für den Menschen infektiös sein könne. Deshalb sei es ratsam, etwa Kinder-Sandkästen immer abzudecken. Das Fangen und anschließende Aussetzen eines Fuchses mit einer dafür vorgesehenen Fuchsfalle hält Botzen indes nicht für ratsam: "Es kann sein, dass man dabei an eine Fähe gerät und die Jungen dann im Bau verhungern."

Bei der nächsten Ortsbeiratssitzung sowie mittels eines aktuellen Infoblatts sollen die Fragen der Bürger über das Zusammenleben mit den Füchsen beantworten. Die Broschüre stammt laut Bruno Missler aus Berlin, das ebenfalls eine Fuchs-Problematik habe. Der Ortsvorsteher hofft bei den Wollmerschiedern auf Toleranz gegenüber dem Tier: "Wir haben rundum Wald. Dass da auch Tiere ins Dorf kommen, das ist schon immer so gewesen."

Bei der Sitzung des Ortsbeirates Wollmerschied am Dienstag, 17. Juni, um 20 Uhr geht es auch um die Richtlinien zur Dorferneuerung,   die   Wasserversorgung, die Nutzung- und Gebührenordnung für die Gemeinschaftshäuser.  Die Zusammenkunft findet im Büro des Ortsvorstehers in der Hinterstraße 7 statt.

Wiesbadener Kurier vom 13.06.2008