Gibt es bald keine Feuerwehr mehr in Wollmerschied?
Rheingau Echo, 02.04.2015
Kameraden drohen mit Austritt
Gibt es bald keine Feuerwehr mehr in Wollmerschied?
Wollmerschied. - Wie der 1. Vorsitzende der Freiwilligen Feuerwehr Wollmerschied, Andreas Schwank, mitteilt, habe man am Freitag bei der Krisensitzung der Feuerwehr Wollmerschied beschlossen, den Bedarfs- und Entwicklungsplan der Feuerwehren der Stadt Lorch für den Bereich Wollmerschied so nicht unterstützen zu können.
Die geplante Zusammenlegung der Feuerwehren von Ransei und Wollmerschied sowie von Lorch und Lorchhausen stoße bei vielen aktiven Feuerwehrkameraden nicht auf Akzeptanz. Dass das jetzt schon bestehende Personaldefizit durch die Zusammenlegung abgebaut werden könnte und sich stärkere Feuerwehreinheiten bilden sei ein Trugschluss. Das Gegenteil werde eintreffen, wenn gegen den Willen der Feuerwehren Wollmerschied und Lorchhausen eine Zusammenlegung von Seiten der Politik erzwungen wird.
Das Feuerwehrgerätehaus in Wollmerschied könne kostengünstig nach den Vorgaben vom hessischen Prüfdienst umgebaut werden. Diese Umbauvariante liege den Gremien der Stadt schon lange vor. Die Feuerwehr Wollmerschied wolle nur, dass zwei Wände versetzt und das Dach erneuert wird, um den Vorgaben des Technischen Überwachungsdienstes zu entsprechen. Der restliche Bestand des Feuerwehrgerätehauses sei neuwertig.
Zuschüsse für Neubauten und Prämien für Standortschließungen würden nicht automatisch auch Geldeinsparungen bedeuten.
Die Feuerwehr und Voraushelfer von Wollmerschied müssten an ihrem jetzigen Standort bleiben, um die Alarmierungs- und Ausrückzeiten weiterhin so kurz wie möglich zu halten. Bleibe der Standort Feuerwehr Wollmerschied nicht im jetzigen Umfang bestehen, würden alle aktiven Mitglieder aus Wollmerschied ihren Feuerwehrdienst beenden. Bei der Feuerwehr Lorchhausen würden 14 Feuerwehrkameraden die Einsatzabteilung verlassen und keiner Zusammenlegung zustimmen. Dies bedeute, dass cirka 40 % der Feuerwehrkameraden der Stadt Lorch den aktiven Feuerwehrdienst verlassen würden. Damit wäre der Brandschutz in Lorch und den Stadtteilen nicht mehr gewährleistet. Ein neues Gerätehaus in Ransel für die Standorte Ransel/Wollmerschied würde trotz aller Zuschüsse erheblich mehr Kosten verursachen. Diese Kosten müssen alle Bürger der Stadt tragen. Die Feuerwehr Wollmerschied appelliere an die Gremien der Stadt, ihr Vorhaben der Zusammenlegung noch einmal zu überdenken.
Stadtteil-Feuerwehren werden geopfert
Susan Z. Hensel fragt in einem Leserbrief, warum Lorch drei funktionierende Stadtteilfeuerwehren opfert:
Das Vorhaben der Stadt Lorch, drei der kleinen ortsgebunden Feuerwehrhäuser zu schließen und für etwa eine Million Euro einen Neubau in Ransel und Anbau in Lorch zu errichten, ist beispielhaft für die politischen Fehlentscheidungen der Stadt. Die Auswirkung ist eine Schwächung der sogenannten „Stadtteile", die allesamt noch Dorfcharakter haben. Sie erfolgt durch die Abnahme von Eigenständigkeit, Selbstverantwortung und Selbstverwirklichung der eigenen Ideen. Und das liebe Geld! Es ist in Fülle da, wenn es um Projekte der Kernstadt geht, fehlt aber für sinnvolle und kreative Projekte, die den Stadtteilen zugute kommen.Die Zusammenlegung von Lorchhausen und der Stadt Lorch bringt der Kernstadt nur wenige Feuerwehrleute, weil 2/3 beabsichtigen, ihr Amt niederzulegen und somit nicht mehr zur Verfügung stehen. Das wertvolle Vereinsleben der Lorchausener Wehr wird zerstört. Gleiches gilt für die Schließung der Wollmerschieder Wehr und Neubau in Ransel. Die Wehrleute sind mit Herz und Seele dabei, ihrer Ortschaft zu dienen. Nehmen sie das weg, stirbt der Stadtteil noch ein wenig mehr. Und dann redet man vom „Demografischen Wandel", als ob er ganz von alleine einfach passiert!
Trotz der festgestellten Mängel sind die kleinen Wehren voll funktionsfähig und immer da, wenn gebraucht. Wir Bewohner schätzen über alles ihre Einsatzbereitschaft und Zuverlässigkeit, ihr Wissen und Können und vor allem ihre Nähe. Die Beruhigung zu haben, dass unsere kleinen Ortschaften fernab von Krankenhaus und großen Feuerwehren bestens geschützt sind, macht das Leben hier lebenswert. Dass diese Arbeit komplett freiwillig geleistet wird ist nicht selbstverständlich und wird hoch anerkannt.
Die Mängel an den Gerätehäusern in Wollmerschied und Ransei können für vergleichbar wenig Geld, so umgebaut werden, dass alle Vorschriften erfüllt werden. Die hirnrissige Politik der Rettungsschirmstadt Lorch, einen neuen Kredit in Höhe von etwa einer Million Euro für den Ranseler Neubau aufzunehmen, die nur mit bis max. 30 Prozent bezuschusst wird, erklärt wieso die Stadt so tief in Schulden steckt. Der Traum von einer grandiosen Zukunft der Wein- und Touristik- (Kern!)Stadt Lorch ist schon ausgeträumt. Die gähnenden Leerstände der Kernstadt sind ein trauriger Beweis dafür. Und Windräder auf dem Ranselberg geben den Rest. Die Stadtverordneten und der Magistrat, die diese Politik treiben, sollen endlich zur Vernunft kommen und auf dem Boden bleiben. Sie sind die gewählten Vertreter der Bürger, nicht unsere Herrscher.